Julian Johnson, Musikprofessor, University of London,
Vortrag: Musical Listening and the Politics of Unselfing
Was wäre, wenn das Hören der Welt mit der Sorgfalt und Aufmerksamkeit, die wir der Musik widmen, unser Selbstverständnis verändert? Was wäre, wenn das Zuhören uns für andere Menschen und die natürliche Welt in einer Weise öffnet, die die vorherrschenden Vorstellungen einer geschlossenen Selbstidentität in Frage stellt? Ausgehend von einer breiten Konvergenz interdisziplinärer Interessen betrachte ich drei Konsequenzen einer solchen Vorstellung. Ich behaupte, dass das ästhetische Hören: (1) die vorherrschende Auffassung vom Musikhören als einer Form des Konsums in Frage stellt, durch die Objekte dem Selbst angeeignet werden; (2) sich den diskursiven Gewissheiten widersetzt, mit denen wir versuchen, Wissen und Erfahrung zu kategorisieren, und die Sprache sowohl der Philosophie als auch der empirischen Ansätze entzweit; (3) unseren Fokus von musikalischen Werken oder der Musikgeschichte auf das Hören als eine Seinsweise verlagert, eine gelebte Praxis mit tiefgreifenden und dringenden Konsequenzen für Bildung, Ethik und Politik.
Jan von Brevern, Professor für Kunst- und Kulturgeschichte an der Bauhaus-Universität Weimar,
Vortrag: Bilder der Landwirtschaft
Die Transformation der Landwirtschaft ist eines der drängendsten Themen unserer Zeit. Die industrialisierte Landwirtschaft hat einen großen Anteil am Klimawandel und am Artensterben. Doch warum ist der Wandel in diesem Bereich so schwierig? Während Fachleute »die intellektuelle Anspruchslosigkeit des Diskurses« beklagen, rufen Lobbyverbände immer noch idyllische Bilder von einer kleinbäuerlichen Landwirtschaft auf, die längst im Verschwinden begriffen ist. Was tun? Wie können wir zu zeitgemäßeren Bildern des Agrarischen kommen? Der Vortrag entwickelt kulturhistorische Perspektiven auf dieses Problem und fragt danach, welchen Beitrag die Geisteswissenschaften in der Diskussion leisten könnten.
Programm:
- 14.00 Uhr Vortrag Julian Johnson
- 16.00 Uhr Vortrag Jan von Brevern