Perceiving Nature(s): Epistemic, Artistic, and Political Practices as Contested Fields
Vortragsreihe Termin 05.06.2025
Die dritte Veranstaltung der Vortragsreihe „Perceiving Nature(s): Epistemische, künstlerische und politische Praktiken als umkämpfte Felder“ fand am Donnerstag, den 05. Juni, mit Vorträgen von Professor Julian Johnson (Universität London) und Jan von Brevern (Universität Weimar) statt.
Julian Johnson ist Professor für Musik an der Royal Holloway Universität London. Zu seinen Veröffentlichungen zählen zahlreiche Publikationen über Musik und Musikästhetik vom späten 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart, mit besonderem Schwerpunkt auf der kulturellen und historischen Bedeutung der musikalischen Moderne. Seine Arbeit ist stets von Fragen der musikalischen Bedeutung und des Wertes geprägt, die sich in der Auseinandersetzung mit der Philosophie, den Vorstellungen von Natur und Landschaft und dem Verhältnis von Musik zu Literatur und Bildender Kunst zeigen. Was wäre, wenn das Zuhören der Welt mit der Sorgfalt und Aufmerksamkeit, die wir der Musik widmen, unser Selbstverständnis umgestaltet? Wie beeinflusst uns das Hören von Musik und was bewirkt sie in uns (selbst)? In seinem Vortrag argumentierte Johnson anhand von Musik- und Beispielen der Bildenden Kunst, dass die Ästhetik in den Bereichen der Philosophie und Musikwissenschaft zunehmend vernachlässigt wird – vielmehr die Vorstellung von Musikhören als Konsum im Vordergrund stehe. Das ästhetische Hören widersetze sich diskursiven Gewissheiten, mit denen versucht wird, Wissen und Erfahrung zu kategorisieren und die Sprache sowohl der Philosophie als auch der empirischen Ansätze zu entzweien. Der Fokus sollte vielmehr auf ein Hören als ein „Art des Seins“ verlagert werden, eine gelebte Praxis mit tiefgreifenden und dringenden Konsequenzen für Bildung, Ethik und Politik.
Jan von Brevern ist Professor für Kunst- und Kulturgeschichte an der Bauhaus-Universität Weimar. Er studierte Kunstgeschichte, Philosophie und Romanistik in Hamburg und Berlin. Er promovierte 2010 an der ETH Zürich und arbeitete anschließend als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Kunstgeschichte der FU Berlin. Dort habilitierte er sich 2020 mit einer Arbeit über die Geschichte der „Natürlichkeit“. Forschungsaufenthalte und Stipendien führten ihn unter anderem an das IFK Wien, das Getty Research Institute (Los Angeles) und die Bibliotheca Hertziana in Rom. In seinem Vortrag ging Jan van Brevern der Frage nach, welchen Beitrag die Kunst- und Geisteswissenschaft zur notwendigen Transformation der Landwirtschaft leisten könnte. Während im 18. Jahrhundert das Leben von Sonnenenergie geprägt war, setzte sich im 19. Jahrhundert Kohle als Energieträger durch. Heute sieht sich die die Landwirtschaft durch Monokulturen und fehlender Biodiversität einem starken Wandel unterworfen, welche das Landschaftsbild sowohl am Land als auch in der Stadt stark verändert. Im Vortrag wurde versucht, kulturgeschichtliche Perspektiven auf dieses Problem zu entwickeln und der Frage nachzugehen, welchen Beitrag die Geisteswissenschaften zu dieser Diskussion leisten können. Die gut besuchten Vorträge von Julian Johnson und Jan von Brevern wurden durch angeregte Diskussionen beendet.